DADA BLOCK

Dada-Werke und -Manifeste haben von ihrer Radikalität und Frische bis heute nichts eingebüsst und sind für „Culture-Jammer“ und Alltagsaufmischer attraktiver denn je. Die Dadas waren schon immer in den Massenmedien aktiv, um die soziale Ordnung und ihre Werte zu dekonstruieren. In Berlin ordneten sie die kulturellen und politischen Mythen der Presse mit Schere und Klebstoff neu an; in ihren Collagen und Fotomontagen zerbrach die sozial festgelegte Realität in einem spielerisch-anarchistischen Zirkus. Die „neue Frau“ der Illustrierten wurde buchstäblich „seziert“ und als kapitalistisches Produkt blossgestellt. Neben diesem kulturellen „Cut-and-Paste“ machten sich die Dadas auch gezielt die Werbesprache zu eigen und parodierten sie. Dabei gingen sie vor wie die Werbeagenturen und verteilten Flugblätter, in denen sie ihre Top-Dienstleistung anboten: Lügen, ohne rot zu werden! In dem Text „Legen Sie Ihr Geld in Dada an!“ wandten sie sich gegen Kapitalismus und die Anhäufung von Reichtümern und argumentierten damit, dass Dada die einzige Sparkasse sei, die ewige Zinse zahle. Mit Werbung für verschiedene Einrichtungen – das „Dada-Sex-Zentrum“ und das „Dada-Institut zur Auflösung von Ländern“ – verspotteten sie die angepasste bürgerliche Mehrheitsgesellschaft.

Als Parodie auf die Kommerzialisierung hegte Marcel Duchamp die Idee, Armbänder mit der Aufschrift „Dada“ zu verkaufen und zu behaupten, sie würden vor allen möglichen Krankheiten schützen. Elsa von Freytag-Loringhoven schrieb sogenannte „Subjoyrides“, die sie selbst als „Readymades“ bezeichnete: Es handelte sich im Grunde um Collagen aus Werbeslogans, denn die deutsche Dichterin betrachtete die Sprache der Konsum- und Warenkultur als ursprünglichste Ausdrucksform des Amerikanischen. Ihre Werke verwandelten den oberflächlichen Werbeslang in urkomischen Nonsens.

Alles begann mit einem Zitat : «Dada ist eine Mikrobe.»
Alles begann mit Tzara.

Unser DADA-Block ist eine Mikrobe, ein Virus, ein kleines digitales Sandkorn im Räderwerk eines globalen Wirtschaftssystems, das uns immer näher auf die Pelle rückt; eines eigentlichen globalen Abhörsystems, in dem sich keine Bannerwerbung zu schade ist, sich für unsere Gewohnheiten zu interessieren, für unsere losen Bekanntschaften ebenso wie für unsere Festplatten.

So wurde unsere Hacktion geboren. Unser Dada-Block ist dabei ein kleiner Griff, ein Kunstgriff ins Räderwerk des Systems, den Sie mit einem Klick in ihrem Browser installieren – und auch wieder deinstallieren können.

Lassen wir digitale Leinen los, brechen wir auf in temporäre autonome Zonen und zu digitalen Utopien. Machen wir aus Werbung Kunst, wie die Dadas damals, die es brillant verstanden, die Werbung Ihren Ideen gefügig zu machen. Also sprach Tzara: «Dada hat die Realität der Werbung selbst zur Bewerbung ihrer eigenen Zwecke eingesetzt». Unser Dada-Block ist ein Narrenspiel, der aus dem Nichts geboren wurde. D-AD-a! D-Ad-A! D-Ad-A !

Mit Snowden hat unser Traum eines freien, eines freien und totalen Internets einen geradezu fatalen Schlag erhalten. Heute ist es die NSA, die am anderen Ende der Leitung des DADAPHONES sitzt. «Hallo NSA!»

Jeder noch so kleine Banner weiss, woher wir kommen und wohin wir gehen - und macht sich so zu NSAs prospektivem Komplizen. Man folgt, man verfolgt uns. Und mit jeder Werbung gewöhnen wir uns ein bisschen mehr an das freiwillige Ausspioniertwerden.

Mit dem DADA-Block können Sie nun beruhigt das Weite suchen. Im Dada-Block sitzt garantiert keine Wanze. En avant Dada!